
STÜCKABDRUCK
„RISIKO“ IN SPIELPLATZ 38
Herausgegeben von Thomas Maagh.
mit Stücken von
Carsten Brandau, Paula Fünfeck, Fabienne Dür, Tino Kühn und Gwendoline Soublin.
„Gerade für Heranwachsende ist die Frage nach der Zukunft essenziell, wie die neueste Shell-Studie wieder gezeigt hat. Dass man über das, was kommen wird, so wenig weiß, ist dabei nicht nur Ursache für Hoffnungen und Ängste, sondern zugleich Sprungbrett für Phantasie und Kunst – am deutlichsten vielleicht im Science-Fiction-Genre. Doch wie wird Zukunft im Theater verhandelt? Auf der Bühne, die erklärtermaßen pure Gegenwart ist? Und für junge Menschen, die wir als unsere ‚Zukunft‘ bezeichnen? SPIELPLATZ 38 wirft, mit Hilfe von fünf Stücken, einen Blick in die theatrale Glaskugel:
Zukunftsängste und Fragen, die damit zusammenhängen, verhandelt Carsten Brandau für Grundschulkinder in „Sagt der Walfisch zum Thunfisch“ auf sprachspielerische Weise und entlang der Geschichte von der Arche Noah. Von der Schwierigkeit, richtungsweisende Entscheidungen zu treffen, erzählt Fabienne Dürs „Luft nach oben oder Game over“: Ihre Figuren stehen vor der Wahl, auf welche weiterführende Schule sie gehen sollen. In „Jojo und die Daseinsagentur“ nimmt Paula Fünfeck die Zukunftsfrage wörtlich: In ihrer Science-Fiction-Geschichte ist nicht mehr genug Zukunft für alle da, doch die Titelheldin nimmt den Kampf für mehr Zeit auf. Nicht weniger als eine ‚Versicherung gegen alles‘ verspricht der redegewandte Vertreter in Tino Kühns „Risiko“ seinen jungen Zuhörerinnen und Zuhörern, um dann aber von den Erinnerungen an die Unsicherheiten seiner eigenen Jugend eingeholt zu werden. In Gwendoline Soublins preisgekröntem Jugendstück „Und alles“ schließlich hat sich ein 12-Jähriger vor den Katastrophen dieser Welt scheinbar in dem familieneigenen Bunker verbarrikadiert; eine Gruppe Heranwachsender versucht ihn herauszulocken, mit vereinten Kräften – und mit positiven Nachrichten.“
264 Seiten. broschiert. 22€
ISBN: 978-3-88661-433-2
DIE GLÄSERNE KUH
Prüfbegehung der agra Landwirtschaftsausstellung 1981
Es sind noch knapp zwei Monate bis zur Eröffnung der agra-Landwirtschaftsausstellung im Jahr 1981. Alles wurde akribisch geplant und vorbereitet. Das Traktorenballett ist choreographiert, die Tiere für die große Rinderschau sind ausgewählt, die neuen Korn-Sorten für die Nutzpflanzenschau fein säuberlich nebeneinander ausgesät und alles wartet nur darauf, endlich fertiggestellt zu werden und seinen großen Auftritt zu bekommen. Und in Halle 18.1, zwischen Mähdrescherwiese und Rinderstall, da steht auch sie: die Gläserne Kuh. Als eine der Hauptattraktionen der Ausstellung zieht die lebensgroße Kuh-Figur mit transparenter Haut Interessierte aus aller Welt an, die durch sie einen Einblick in etwas bekommen, was ihnen beim Blick auf die Weide oder auf den Teller sonst verborgen bleibt.
Doch noch ist die Oberfläche der Gläsernen Kuh von Tüchern bedeckt, sind die Traktoren in den Garagen, die Schweine in ihren Ställen. Denn bevor die agra ihre Türen und Fenster zur Welt öffnen kann, muss die geplante Ausstellung mit all ihren Programmpunkten einer Prüfbegehung durch den Staatsapparat unterzogen werden. Schließlich handelt es sich nicht um irgendeine Messe, sondern um die größte Landwirtschaftsausstellung der DDR. Und Landwirtschaft war — und ist auch heute — ein entscheidender Dreh- und Angelpunkt für die Gestaltung und den Erhalt einer Gesellschaft.
Zu den besten Zeiten der agra trafen sich in der sogenannten „Universität im Grünen“ mehr als 700.000 Menschen aus aller Welt. Zwar besteht sie auch nach der deutschen Wiedervereinigung als „Mitteldeutsche Landwirtschaftsausstellung“ fort, doch ihr Mythos liegt in der Vergangenheit. Den unzähligen Geschichten, Anekdoten und Abseitigkeiten, den individuellen Bedeutungen und der Politik, die dieser Ort bis heute in sich trägt, spüren wir in unserer szenischen Begehung nach.
Denn während die Gläserne Kuh in ihrer Halle darauf wartet, Verborgenes zum Vorschein zu bringen, muss an anderen Orten Vorhandenes erst noch verschwinden, um den Ansprüchen der Zeit gerecht zu werden. Als Publikum werden Sie zur Prüfkommission, die wenige Wochen vor Eröffnung der Messe im Jahr 1981 auf dem Gelände begrüßt wird und eine Präsentation dessen bekommt, was sein wird oder — aus heutiger Sicht — gewesen ist.
weitere Vorstellungen:
25.04.2025 / 16:00 Uhr & 18:00 Uhr / agra-Gelände, Leipzig-Markkleeberg
03.05.2025 / 18:00 Uhr / agra-Gelände, Leipzig-Markkleeberg
04.05.2025 / 15:00 Uhr / agra-Gelände, Leipzig-Markkleeberg
10.05.2025 / 16:00 Uhr / agra-Gelände, Leipzig-Markkleeberg
11.05.2025 / 14:00 Uhr & 16:00 Uhr / agra-Gelände, Leipzig-Markkleeberg
18.05.2025 / 14:00 Uhr & 16:00 Uhr / agra-Gelände, Leipzig-Markkleeberg
21.05.2025 / 18:00 Uhr / agra-Gelände, Leipzig-Markkleeberg
23.05.2025 / 16:00 Uhr / agra-Gelände, Leipzig-Markkleeberg
16.09.2025 / 18:00 Uhr / agra-Gelände, Leipzig-Markkleeberg
17.09.2025 / 18:00 Uhr / agra-Gelände, Leipzig-Markkleeberg
18.09.2025 / 18:00 Uhr / agra-Gelände, Leipzig-Markkleeberg
21.09.2025 / 14:00 Uhr & 16:00 Uhr / agra-Gelände, Leipzig-Markkleeberg
die gläserne kuh
von Falk Rößler & Tino Kühn
mit
Julius Forster
Dirk Lange
Denis Petković
Annett Sawallisch
Teresa Schergaut
recherche, text, regie
Falk Rößler
recherche, text, künstlerische mitarbeit
Tino Kühn
recherche, künstlerische mitarbeit
Mara May
musik
Nils M. Weishaupt
bühne & kostüm
Stella Vollmer
Rayén Zapata-Gundermann
dramaturgie
Julia Buchberger
regieassistenz
Mille Montero
hospitanz
Lio Mo Rittmeier
premiere
24.04.2025 / 16:00 Uhr / agra-Gelände, Leipzig-Markkleeberg
Die gläserne Kuh
Prüfbegehung der agra Landwirtschaftsausstellung 1981 // 2025 // Schauspiel Leipzig
RISIKO
Monolog für junge Erwachsene // 2024 // UA: Anhaltisches Theater Dessau